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Gelbe Pracht von hohem Nutzen

Der Kreuzblütler Raps erfreut sich als Rohstoff wachsender Beliebtheit

Von Uta Jostwerner (Text) und
Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Leuchtend gelb blüht er derzeit auch rund um Bielefeld und erfreut die Gemüter. Doch Raps ist weit mehr als eine Augenweide. Als nachwachsender Rohstoff, als Futter- und Nahrungsmittel erfüllt der Kreuzblütler mittlerweile eine wichtige Aufgabe im ökologischen Energiehaushalt.

»Würden sämtliche nutzbaren Ackerflächen mit Raps bepflanzt, könnte man acht bis zehn Prozent des gesamten Dieselverbrauchs damit abdecken«, weiß Ulrich Lasar vom Bio-Energie-Netzwerk. In Bielefeld, so schätzt der Experte, nutzten 50 Privatpersonen den aus Raps gewonnenen Biodiesel als Treibstoff für den Pkw.
60 Cent kostet der Liter Pflanzenöl-Diesel derzeit. »Das lohnt sich auf alle Fälle für Vielfahrer und Fahrzeuge mit hohem Verbrauch«, resümiert Lasar. Umrüstungskosten am Fahrzeug von 500 Euro - im Do-it-yourself-Verfahren -Êbis hin zu mehreren tausend Euro in einer Fachwerkstatt haben sich somit schnell amortisiert.
Eine Rapsöl-Tankstelle existiert seit März 2003 auf dem GAB-Gelände an der Meisenstraße. Sie wird von einem Kundenstamm von 30 bis 35 Kunden frequentiert. Der Rohstoff lässt sich laut Aussage von Ulrich Lasar aber auch prima in der Garage oder dem Carport lagern, da er keinen Gefahrenauflagen unterliegt. Ölmühlen, die über Tankwagen verfügen, lieferten den Kraftstoff dann direkt frei Haus.
Auch die Stadtwerke nutzen den umweltfreundlichen Treibstoff, der bei der Verbrennung nur so viel Kohlendioxyd emittiert, wie die Pflanze beim Wachstum der Luft entzieht. So werden acht Fahrzeuge, die im Wasserwerksbereich eingesetzt werden, schon seit Jahren mit Bio-Diesel betrieben. »Falls bei solchen Einsätzen mal ein Fahrzeug undicht ist und Treibstoff versickert, ist das für die Umwelt unschädlich«, betont Birgit Jahnke, Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.
Neben der Umweltverträglichkeit genießt Raps bei ernährungsbewussten Menschen einen hohen Stellenwert. »Unser Rapskernöl kommt aus einer Ölmühle in Ibbenbüren und wird stark nachgefragt«, sagt Achim Dengel vom Biomarkt Bielefeld. Der Inhaber des Naturkostladens verweist auf den hohen Nährwert des kaltgepressten, nativen Speiseöls, das sehr mild schmeckt und sich hervorragend als Salatöl eignet. Vornehmlich die zweifach ungesättigten Omega-6-Fettsäuren machen das Öl so wertvoll. Ein halber Liter kostet rund 6 Euro..
Die wachsende Beliebtheit des Rohstoffes findet ihr Pendant in zunehmenden Ackerflächen, die mit Brassicaceae, so der botanische Fachausdruck für Raps, bepflanzt werden. »In Bielefeld sind aktuell 450 Hektar mit Raps bepflanzt«, verdeutlicht Rita Rehring vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Insgesamt stehen in der Teutostadt 7625 Hektar an landwirtschaftlich nutzbarer Fläche zur Verfügung, davon 5880 Hektar für den Ackerbau.
Aus drei Kilo Raps kann ein Liter Rapsöl hergestellt werden. Die verbleibenden zwei Kilo Pressrückstände werden in der Futtermittelindustrie verwertet.

Artikel vom 13.05.2005